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5 Fakten über Mental Health in Organisationen

Warum Resilienz nicht die Lösung für alles ist. Und was wir stattdessen tun können.

Dass Unternehmen mittlerweile verstärkt auch die psychische Gesundheit der Mitarbeitenden auf dem Schirm haben, ist längst kein Geheimnis mehr. Andererseits existieren zugleich zahlreiche Organisationen, die gerade erst mit Präventionsmaßnahmen Richtung "Mental Health" beginnen.


Lila Hintergrund. Darauf abgebildet 5 Streichhölzer, wovon eins abgebrannt ist.
© Unsplash: Tangerine Newt

Wir betonen, dass jede ergriffene Maßnahme besser als Nichts ist. Gleichzeitig möchten wir darauf aufmerksam machen, was die Integration von psychischer Gesundheit noch bedeutet und mit ein paar Fakten Licht ins Dunkle bringen. Viel Spaß beim Hinterfragen.


1. Resilienz ist nicht die Lösung für alles

Bei Mental Health geht es meist darum, die Mitarbeitenden in ihrer Widerstandsfähigkeit zu stärken, um die Leistungsfähigkeit aufrecht zu erhalten. Das ist einerseits gut. Andererseits geht das auch mit der Gefahr einher, dass wir uns nicht mehr trauen einzugestehen, dass selbst der fünfte Stressmanagementkurs, der zweite Achtsamkeitskurs oder das Wochenende Resilienztraining aktuell nichts mehr bringen. Ebenfalls erweckt das den Eindruck, dass Gesundheit und Krankheit ausschließlich in der Verantwortung des Individuums liegt. 


✅ Was wir also brauchen ist die Sicherheit, dass uns nichts passiert, wenn wir doch ausfallen sollten. Und im Umkehrschluss müssen - begleitend zu Resilienztrainings - Anlaufstellen, Wege und Möglichkeiten angeboten werden, wenn doch jemand ausfällt.


2. Sprache ist entscheidend

"Die ist depressiv", "Trau dich doch mal", "Du musst dich zeigen, sonst kommst du nicht voran", "Der ist so sensibel"

Oder auch "Die gehen als ganzes Team zum Stressmanagementkurs. Die haben es auch wirklich nötig."

Mit solchen Aussagen ist wirklich niemandem geholfen. Sie erzeugen Druck, Scham, Abwertung und sind schlichtweg stigmatisierend. Nein, ein ganzer Mensch ist nicht den ganzen Tag depressiv. Es gibt depressive Phasen, Verstimmungen und Episoden. Oder sagen wir zu jemandem, der oder die sich den Daumen gebrochen hat "Der ist ein gebrochener Daumen"? Es sind eher Anteile in uns, die gerade eine dysbalance erleben.


Prüft, wie innerhalb der Unternehmenskultur über Mental Health Themen gesprochen wird. Ist es eher abwertend oder ermutigend? Achtet auf eine inklusive Kommunikation, sodass das Stigma psychischer Erkrankungen verringert wird. Nehmt euch auch diverse Themen vor. Sprecht über Gendermedizin oder geschlechtsspezifische Unterschiede bei verschiedenen Erkrankungen.


3. Alle sind schuld

Die gute Schuldfrage, wenn jemand aufgrund einer Überlastung ausfällt. An der Stelle zitiere ich gerne das Arbeitsschutzgesetz.


Für Arbeitgebende

“Die Arbeit ist so zu gestalten, dass eine Gefährdung für das Leben sowie die physische und die psychische Gesundheit möglichst vermieden und die verbleibende Gefährdung möglichst gering gehalten wird“ §4 Nr. 1 ArbSchG

Für Arbeitnehmende

“Die Beschäftigten sind verpflichtet, nach ihren Möglichkeiten sowie gemäß der Unterweisung und Weisung des Arbeitgebers für ihre Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit Sorge zu tragen.” §15 Abs. 1 S. 1 ArbSchG

Nun die Frage: Wer ist wirklich schuld? Die Antwort: Alle und zugleich niemand. Denn all diese Schuldzuweisungen dienen am Ende keinem, wenn niemand in die Verantwortung geht. Dies bedeutet wiederum auch, dass jede:r in die eigene Verantwortung gehen muss.


Liebe Arbeitgebende: fangt an. Mit der Verhältnisprävention. Schaut, welche Gefährdungen und Schutzfaktoren in eurer Unternehmenskultur identifiziert werden können (mit der Psychischen Gefährdungsbeurteilung).


Liebe Arbeitnehmenden: seht, dass es eure Arbeitgebenden ernst meinen und nehmt präventive Angebote wahr, die auf euer Verhalten (= Verhaltensprävention) abzielen. Beteiligt euch an Umfragen. Gestaltet eure Kultur aktiv mit.


Gesundheit und Krankheit sind weder ausschließlich im Individuum anzusiedeln, noch alleinige Verantwortung von Arbeitgebenden. Es braucht eine Annäherung. Auf beiden Seiten.


4. Bitte nur die physische Gesundheit

Rückenschule, ergonomischer Arbeitsplatz, Sehtest. Hinsichtlich Präventionsmaßnahmen für die körperliche Fitness scheint es weniger Berührungsängste zu geben. Darüber hinaus erfolgen in vielen Organisationen regelmäßige Unterweisungen über mögliche Gefahren, die die physische Gesundheit betreffen, wie beispielsweise

  • Aufklärung über Notausgänge, wegen Brandgefahr

  • nichts im Flur stehen lassen, wegen Stolpergefahr

  • keine Wasserquellen zu nah an Elektrogeräten, wegen Stromschlägen oder Brandgefahr

Bei Präventionsmaßnahmen bezüglich psychischer Gesundheit sieht es oftmals anders aus. Die Annahme, dass Mitarbeitende erst recht ausfallen, wenn über die psychische Gesundheit gesprochen wird, hält sich hartnäckig. Doch weshalb gibt es keine regelmäßige Unterweisung über mögliche Gefahren, die die psychische Gesundheit betreffen?

Wie beispielsweise

  • Adäquater Umgang miteinander, wegen Teamatmosphäre

  • regelmäßige Pausen, wegen Konzentration

  • wenig bis keine Überstunden machen, wegen Balance und Wohlbefinden

  • Konsequenzen von chronischem Stress, wegen Burnout-Gefahr

  • Wichtigkeit über die Teilnahme an internen Umfragen, wegen der Veränderungsbereitschaft


✅ In einigen Organisationen existiert bereits ein sogenannter "Culture Guide", doch wie konsequent wird der gelebt, überprüft und angepasst? Dieser Gedankenanstoß zur Unterweisung auf psychischer Ebene könnte ebenfalls zur Gewohnheit und gleichermaßen regelmäßig überprüft werden.


5. Stressmanagement und Selbstfürsorge reichen nicht

Zahlreiche Angebote zu Stressmanagement, Achtsamkeit, Resilienz. Und nur wenige gehen hin und sorgen damit gut für sich selbst. Warum? Hier vereinen sich die bereits vorangegangen 4 Punkte, die wir hier nochmal aufgreifen möchten:


Wissen eure Mitarbeitenden, was es im Falle eines Ausfalls für Anlaufstellen (zur Wiedereingliederung) gibt?

Welche Konsequenzen befürchten Mitarbeitende, wenn sie (plötzlich) für längere Zeit ausfallen (müssen)?

Wie wird in eurer Organisation über Psyche und zugehörige Angebote gesprochen?

✅ Sind sich alle ihrer Verantwortung bewusst? Wird eine Psychische Gefährdungsbeurteilung durchgeführt und glaubwürdig Maßnahmen zur Reduzierung von ermittelnden Gefährdungen umgesetzt?

Gibt es Unterweisungen, die besagen, dass alle für die physische und psychische Gesundheit Sorge tragen müssen und inwiefern? Sind die Unterweisungen verpflichtend?


Zur Wiederholung: jegliche Art von Präventionsmaßnahme ist hilfreich. Die Frage ist nur, wie sie integriert wird und welchen Stellenwert der Umgang mit Psyche von oben und generell ist.


Am Ende sei gesagt: irgendwer muss schon auch mitmachen und anfangen.


 

Dieser Beitrag wurde von Melanie Faltermeier verfasst und veröffentlicht.

 

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