Was stimmt wirklich? Wir beleuchten fünf Mythen über die Psyche am Arbeitsplatz und decken auf, was wirklich dahintersteckt.
Psychische Gesundheit am Arbeitsplatz ist ein Thema, das oft von Missverständnissen und Vorurteilen begleitet wird. Viele Mythen und falsche Annahmen halten sich hartnäckig und können nicht nur zu Stigmatisierung führen, sondern auch die Lebensqualität und Produktivität der Mitarbeiter beeinträchtigen. Es ist an der Zeit, mit diesen Mythen aufzuräumen und ein besseres Verständnis für die Bedeutung der psychischen Gesundheit zu schaffen.
1. Die Büchse der Pandora
"Wir wollen nicht die Büchse der Pandora öffnen und über Psyche am Arbeitsplatz sprechen, damit nicht plötzlich die halbe Belegschaft krank ist."
❌ Falsch!
Wenn über Psyche am Arbeitsplatz gesprochen wird, werden Scham- und Schuldgefühle abgebaut. Das wiederum fördert eine schnellere Entscheidung, sich entsprechende Hilfe und Unterstützung zu holen. Demnach kann genau das Gegenteil der Fall sein.
2. Der Klassiker "Gibt es bei uns nicht"
“Psychische Überbelastungen oder Erkrankungen haben wir nicht. Die sollen sich nicht so anstellen."
❌ Falsch!
Statistisch gesehen sind jedes Jahr ca. 27,8 %* der erwachsenen Bevölkerung in Deutschland von einer psychischen Erkrankung betroffen. Die Wahrscheinlichkeit ist demnach ziemlich hoch, dass in jedem Unternehmen jede vierte Person an einer psychischen Erkrankung leidet.
* Jacobi F, Höfler M, Strehle J, Mack S, Gerschler A, Scholl L, Busch MA, Maske U, Hapke U, Gaebel W, Maier W, Wagner M, Zielasek J, Wittchen HU (2014). Psychische Störungen in der Allgemeinbevölkerung. Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland und ihr Zusatzmodul „Psychische Gesundheit“ (DEGS1MH). Nervenarzt 85:77–87.
3. Die Samthandschuhe
“Menschen mit psychischen Erkrankungen müssen mit Samthandschuhen angefasst werden und bringen keine Leistung mehr."
❌ Falsch!
Viele Menschen wollen keinen Sonderstatus. Darüber hinaus kann Arbeit auch für die Gesundung einiger Erkrankungen essentiell sein. Wie bei körperlichen Erkrankungen finden auch Menschen mit psychischen Erkrankungen einen Umgang, um ihren Alltag zu bewältigen. Sprecht gemeinsam darüber.
4. Die Aufmerksamkeit
“Menschen mit psychischer Erkrankung bilden sich das meist nur ein und wollen Aufmerksamkeit.“
❌ Falsch!
Zunächst: ob jemand erkrankt ist oder kurz vor einem Erschöpfungssyndrom steht, entscheiden Fachexperten und -expertinnen (genauso, inwiefern eine Arbeitsunfähigkeit sinnvoll ist). Sprache formt unser Bild von der Gesellschaft. Mit solchen Aussagen werden Menschen stigmatisiert, was häufig zu Selbststigmatisierung führt und sie sich ggf. deshalb nicht trauen Hilfe in Anspruch zu nehmen.
5. Niemals über das größte Tabu sprechen
"Bitte sprecht in keinem Fall über Suizid. Das Thema ‘Psyche‘ ist an sich schon so schwer."
❌ Falsch!
Depressionen sind eine tödliche Krankheit und die Gesellschaft macht das Thema zu einem Schweren. Natürlich sind psychische Erkrankungen teilweise weniger greifbar als physische Erkrankungen. Schlichtweg, weil sie nicht sichtbar sind. Das bedeutet aber nicht, dass das Thema zwingend schwer sein muss. Nur weil wir nicht darüber sprechen, heißt es nicht, dass es nicht vorhanden ist. Gedanken wie "Ich kann das nicht mehr" oder "Ich möchte das nicht mehr" kennen übrigens sehr viele Menschen. (Was nicht gleich suizidales Verhalten mit sich bringt.)
Der Umgang mit psychischer Gesundheit am Arbeitsplatz ist ein gemeinsames Anliegen von Arbeitgebern und Arbeitnehmern. Die Entkräftung dieser Mythen kann helfen, eine offene und unterstützende Unternehmenskultur zu fördern.
Dieser Beitrag wurde von Melanie Faltermeier verfasst und veröffentlicht.
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